Nauen vor 100 Jahren. Das Foto zeigt ein Haus in der Altstadt, das alle Wirren der Zeit überlebt hat. Äusserlich hat es sich kaum verändert. Der ursprüngliche Zweck allerdings ging vor 66 Jahren verloren.
In der Mittelstraße 20/21 wurde im Jahre 1895 der Rühle-Stift eingeweiht – ein sogenanntes Bürgerhospital, in das sich ältere Bürger „einkaufen“ konnten, um auf Lebenszeit dort mietfrei wohnen zu können. Für ihren sonstigen Lebensunterhalt mussten die Bewohner aber selbst aufkommen. Der Wohltäter und Stifter war der kinderlos gebliebene Andreas Friedrich Rühle (1809-1889). Er hatte bestimmt, dass nach seinem Tod auf seinem Grundstück eine Unterkunft für ältere Bewohner evangelischen Glaubens errichtet werden soll. Der Rühle-Stift überlebte Kaiserreich, Weltwirtschaftskrise, Nazizeit und beide Weltkriege! Erst 1954 beschloss der Bezirkstag in Potsdam seine Aufhebung. Über die Gründe darf spekuliert werden! Immerhin sicherte man den damaligen Bewohnern ihre lebenslangen Wohnrechte weiterhin zu.