Gebhard Eckler, Direktor des Stadtmuseums Nauen

Im September Anno 2001 jährte sich zum einhundertsten Male der Beginn der Präsentation Nauener- und havelländischer Geschichte im Rahmen eines Museums. Von mir dereinst höchstselbst ins Leben gerufen und mehr als zwanzig Jahre betreut.

Eine gewisse Unruhe und auch Neugier überkam meinen Geist nach all den Jahren und es trieb mich an den Ort meines Lebens und Schaffens…in freudiger Erwartung, mein Lebenswerk gewachsen und aufs Beste vervollständigt zu sehen…

Aber wie musste ich mich doch wundern beim Besuch des von mir so geliebten Nauener Heimatmuseums! Bittere Tränen hätte ich vergießen wollen, angesichts dieser altehrwürdigen Stadt im havelländischen Luch, welcher offensichtlich sowohl der Stolz, als auch jegliches Interesse an der eigenen langen und durchaus bedeutungsvollen Geschichte abhanden gekommen schien.

Gebhard Eckler
gezeichnet: Mütrix

Kaum Jemand wusste dieser Tage von weiter zurückliegender Zeit zu berichten, als seine Eltern sie erlebt hatten…vom Zustand des Museums in seinem einhundertsten Jahr ganz zu schweigen!

Gar bei der ersten Austellung im Realprogymnasium Anno 1901 übertraf meine Privatsammlung an Wert und Umfang bei Weitem den Anno 2001 im „Heimatmuseum“ ausgestellten Tand und Krimskrams!

Wo waren sie geblieben, all die Kleinodien und historischen Juwelen des Havellandes, die sich bis zum Ende meiner Tätigkeit als Museumsdirektor hier angesammelt hatten? Wo waren all die Bodenfunde aus germanischer und slawischer Zeit, wo waren die märkischen Volkstrachten und all die anderen Referenzen der heimischen Geschichte, welche einst von wohlwollenden Mitmenschen an dieses Museum gegeben wurden?

Alles in mir weigerte sich, in dieser „Ausstellung“ ein Stadt- oder Heimatmuseum zu sehen!

Erhältlich im Nauen-Shop
shop.nauen.eu

Der Schock saß tief und ich wandte meiner einstigen Heimatstadt den Rücken zu, in der festen Absicht niemals wieder zurückzukehren…doch die Unzufiedenheit war stärker und trieb mich nach nochmals zehn Jahren wieder hierher.

Und siehe da, ganz offensichtlich hatte sich etwas getan in den Köpfen der einheimischen Bevölkerung! Nicht nur die Kultur der märkischen Bauern und Bürger wurde nun wieder recherchiert, aufbereitet und einer breiten Öffentlichkeit im Rahmen von historischen Festen und Stadtführungen präsentiert, sondern auch die semnonisch-germanische Frühgeschichte des Havellandes von geneigten Geistern erforscht und dargestellt!

Selbst wenn das Museum der Stadt Nauen bis dato diese Bezeichnung immer noch kaum verdient, sehe ich diesbezüglich hoffnungsvoll in die Zukunft, denn da wo ein Bewusstsein für Heimatgeschichte vorhanden ist, werden sich auch willige Unterstützer finden!

Anno 2021 werde ich wiederkehren um die Fortschritte zu betrachten und mich am Interesse der Menschen zu erfreuen…

So schließe ich nun mit den Worten des großen J. W. Goethe:

„Wer nicht von dreitausend Jahren
Sich weiß Rechenschaft zu geben
bleib im Dunkeln unerfahren
mag von Tag zu Tage leben“

Euer Gebhard Eckler

(Die Geschichte ist fiktiv, der Hintergrund aber basiert auf einer wahren Begebenheit)