3. Teil aus der Reihe „Die Eisenbahn in und um Nauen
Bereits vor Inkrafttreten des Preußischen Kleinbahngesetzes im Juli 1892 beschlossen der Landkreis Osthavelland, die Gemeinden Nauen und Ketzin, die Zuckerfabrik Nauen und andere Privatunternehmer, das Kreisgebiet mit Eisenbahnstrecken in der Fläche zu erschließen. Zu diesem Zweck wurde am 17.08.1892 die Osthavelländische Kreisbahn A.G. (OHKB) gegründet. Zu ihren Gründungsmitgliedern gehörte übrigens auch der Stadtrat und Zigarrenfabrikant Ringewaldt aus Nauen!
Als erste Strecke der OHKB mit Sitz in Nauenwurde am 04.10.1893, rechtzeitig zur Rübenernte, die 17,22 Kilometer lange normalspurige Kleinbahn Nauen – Ketzin für den Güterverkehr und am 13.12.1893 auch für den Personenverkehr eröffnet.
Diese Kleinbahn hatte in Nauen einen eigenen Bahnsteig südlich des Staatsbahnhofs. Die Strecke führte vorbei an der Zuckerfabrik, über die Stationen Nauen Chausseestraße (später Berliner Straße, nach 1945 kurzzeitig Stalinstraße, dann wieder Berliner Straße), Markee, Röthehof (hier bestand ab 1901 Anschluss über Roskow nach Brandenburg mit der Westhavelländischen Kreisbahn (WHKB)), Etzin, Vorketzin bis nach Ketzin. Hier wurde gleichzeitig durch die Anlage eines bahneigenen Hafens eine Verbindung zur Wasserstraße Havel geschaffen.
Da diese Strecke die Berlin-Lehrter Bahn kreuzte wurde extra die neue Haltestelle Neugarten eingerichtet, um eine Umsteigemöglichkeit zu dieser Staatsbahn zu erhalten.
Erwähnenswert ist noch, daß zur besseren Erschließung des südlichen Teiles des Havellandes im Jahre 1898 ein Plan zur Verlängerung der OHKB von Ketzin über Satzkorn und Bornim nach Wildpark vorlag, der aber nie verwirklicht wurde.
In den 1920er Jahren hatte sich die Gesellschaft auch mit der Weiterentwicklung von Motoren befasst. Resultierend daraus erfolgten die Beschaffung von modernen Triebwagen und sogar die Einrichtung von Omnibuslinien. Die Linie Nauen-Ketzin wurde am 01.09.1936 mit bahneigenen Bussen eröffnet.
Am 22.05.1966 wurde der Personenverkehr zwischen Nauen und Ketzin eingestellt. In Nauen wurden die umfangreichen Gleisanlagen bis zur Berliner Straße jedoch weiterhin für den Güteranschlussverkehr genutzt, ebenfalls die Gleise von Ketzin über eine Verbindungkurve bei Neugarten zur Lehrter Bahn. Auf dem Streckenabschnitt Neugarten – Vorketzin verkehren heute noch die Autozüge für die Firma Mosolf. Bis 1997 fuhren auch noch Züge zwischen Ketzin und der Mülldeponie Ketzin. Dann war aber auch hier Schluss.
Autor: Uwe Ulrich
Hier zum 4. Teil – Von Nauen nach Velten mit der Töpferbahn
Hier zum 1. Teil – Die Eisenbahn in und um Nauen
Hier zum 2. Teil – Der Ursprungs-Bahnhof
Fortsetzung folgt am 20.12.2020