1899 führte Landrat Dr. von Steinmeister den Kreisausschussbeschluss über die Errichtung der Kreissparkasse seines Kreises herbei und erteilte der Kreistag vom 22. März 1900 hierzu seine Zustimmung.

1901 unterm 8. März genehmigte der Oberpräsident diese Beschlüsse der Kreiskörperschaften, sodass am 1.Oktober 1901 die Eröffnung der Sparkasse des Kreises Osthavelland erfolgen konnte und zwar gleichzeitig mit ihr auch 21 Annahmestellen im Kreise.

Die Leitung der Kasse wurde bei der Eröffnung dem damaligen Rentmeister und Rechnungsrat a. D. David übertragen. Das Gegenbuch führte der Kassengehilfe Wurbs. Die Leitung der Kreissparkasse als auch der Kreiskommunalkasse war in einer Hand vereinigt.

Sparkasse Nauen Kreis Osthavelland

Aus den geschichtlichen Vorgängen der Einrichtung der Kreissparkasse sei bemerkt, dass die Regierung in Potsdam bereits am 8. Dezember 1873 den damaligen Landrat des Kreises, Graf von Königsmark, aufforderte, die Kasse im Einvernehmen mit den Kreiskörperschaften einzurichten, da eine solche im Interesse der Landbevölkerung nie dringend erwünscht angesehen werden müsse. In den Kreistagesitzungen am 4.Mai und 18. Juli 1874 wurde diese Einrichtung jedoch von den Vertretern des großen Landbesitzes und der Landgemeinden abgelehnt mit der Begründung, dass in den vier Städten des Kreises bereits je eine Sparkasse vorhanden sei und dadurch das vorhandene Bedürfnis als genügend befriedigt angesehen werden müsse.

Bei den vier Städten handelte es sich um die Sparkessen in Spandau, Nauen, Fehrbellin und Ketzin. Diese Anstalten berücksichtigten jedoch nach der Art ihrer Garantiebezirke in erster Linie die Interessen ihrer städtischen handel- und gewerbetreibenden Bevölkerung. Für die von diesen Städten weiter entfernt liegenden Gemeinden bestand der Übelstand, dass Sie die Sparkassen in den Geschäftsstunden ohne erheblichen Zeitverlust nicht erreichen konnten und für sie daher die segensreiche Einrichtung einer Sparkasse als Treuhänder mühsam ersparter Beträge und als Kreditinstitut wenig oder garnicht in Frage kommen konnte.

Eine gewaltige Menge totes Kapital ging dadurch der Wirtschaft verloren war allen möglichen Gefahren wie durch Feuer und Diebstahl ausgesetzt und bereitete seinen Besitzern nur Sorgen anstatt Freude und Sicherheit in kranken und alten Tagen. Mit ihren Annahme- und Auszahlungsstellen in fast jeder, noch so sehr abgelegenen Gemeinde wurde dadurch die Sparkasse des Kreises eine unbedingte Notwendigkeit.

Am treffendsten wird diese Tatsache durch die Entwicklung der Kreissparkasse bewiesen, die über einen Einlegebestand von 13.292.000 Mark verfügte.

Sparkasse Nauen Kreis Osthavelland

Einen neuen wesentlichen Aufschwung nahm die Sparkasse des Kreises Osthavelland mit der im Oktober 1919 erfolgten Trennung der Kreissparkasse von der Kreiskommunalkasse unter der Leitung des damaligen Direktors Stobernack. Dabei wurden für die Kreissparkasse unter anderen Erleichterungen und Erneuerungen auch der Depositen- und Kontokorrentverkehr in Verbindung mit dem Scheck- und Giro- Überweisungsverkehr eingeführt und die Aufbewahrung und Verwaltung von Wertpapieren in offenen Depots sowie Her An- und Verkauf von Wertpapieren aufgenommen. Diese Neuerungen in Verbindung mit der sachkundigen, vorsichtigen und gewissenhaften Leitung führten dazu, dass am 1.Januar 1924 auch die Sparkassen der Städte Nauen, Ketzin, Kremmen und der Gemeinden Velten und Hennigsdorf der Kreissparkasse einverleibt wurden und diese dann die führende Zentrale im Geldverkehr des Kreises Osthavelland darstellten.

Die große volkswirtschaftliche Bedeutung und der gewaltige Umfang der Kreissparkasse ergibt sich auch aus dem Geschäftsbericht von 1932.

Nach diesem betragen:

  • der Einlagebestand 13.292.000 Mark
  • die abgerechneten Wechsel 522.955 Mark
  • die Kredite in laufender Rechnung 1.306.646 Mark
  • Wechseldarlehen 19.990 Mark
  • Schuldscheindarlehen 274.881 Mark
    (97% aller Kredite waren Klein- und Mittelkredite)

An Hypotheken sind ausgeliehen:

  • auf ländliche Grundstücke 481.000 Mark
  • auf städtische Grundstücke 3.695.330 Mark
    (das sind rund 43 ½% der Spareinlegen)

Außerdem bestanden 395 Aufwertungshypotheken im Betrage von 1.051.679 Mark.

Ferner sind an Kommunalverbände und andere öffentlich rechtliche Körperschaften Darlehen im Betrage von rund 3.100.000 Mark gegeben worden.

Den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend ist ferner ein Teil des Einlagenbestandes in Inhaberpapieren angelegt.

Durch die Sparkasse des Kreises Osthavelland in unserer Stadt war der Charakter der Stadt Nauen als Kreisstadt besonders unterstrichen und ist Nauen auch in geldwirtschaftlicher Hinsicht die Zentrale eines großen Wirtschaftsgebietes.

Die Hauptstelle befand sich in Nauen. Zweigstellen befanden sich in folgenden Gemeinden: Hennigsdorf, Velten, Falkensee, Kremmen, Ketzin, Bornim, Wustermark, Paaren im Glien und Dallgow-Döberitz.

Quelle: Aufzeichnungen Fritz Warncke († 2017)