Der Große Nauener Stadtbrand von 1695 war der letzte von vier Stadtbränden (1414, 1514, 1631), die zur fast völligen Zerstörung der Stadt führten. Die Gründe für den Brand waren die engen Gassen und die Strohdächer, die eine schnelle Ausbreitung des Feuers bewirkten. Erst nach diesem Unglück gelang es dem damaligen Bürgermeister Johann Michael von der Linde die Stadt sicherer gegen Feuer zu machen. Sein Verdienst war es auch weitere städtebauliche Vorteile für die Stadt zu bewirken. Die Veränderungen der Stadt und die Rolle vom Bürgermeister von der Linde wird im folgendem erläutert.

Der Brand

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Das alte Rathaus am Fuße der Bergstrasse.

Am 14. Mai 1695, am dritten Pfingstfeiertag, brach in der Nacht gegen 11 und 12 Uhr an drei Stellen der Stadt Feuer aus. Begünstigt durch starken Wind, den engen Gassen und den Stroh- und Schilfdächern, verbreitete sich das Feuer innerhalb einer Stunde in der ganzen Stadt. Im Brand verloren 14 Bürger ihr Leben, 250! Wohnhäuser mit Scheunen und Ställen, die Brauhäuser, das Rathaus (Bergstraße), das Schulhaus, das Pfarrhaus und die Kirche wurden zerstört. Dabei wurden ebenfalls alle Dokumente, Urkunden und Akten vernichtet, welche sich im Rathaus und in der Kirche befanden. Einzig die Torwächterbuden in den beiden Stadttoren, das Ratsschützenhaus, das Hospital vor dem Dammtor mit der Scheune und das Mühlentor mit Wachtürmen überstanden das Unglück. Die Mehrheit der Nauener Bürger war durch den Brand obdach- und besitzlos. Sie wurden zum Teil in den vom Brand verschonten Wachtürmen untergebracht.

Die mögliche Ursache für den Nauener Stadtbrand

Die Ursache des Brands ist nicht ganz eindeutig geklärt, aber es wird vermutet, dass der Brandstifter Christian Friedrich Bindforth war. Der Grund für seine Handlung wird damit erklärt, dass sein Vater, der Superintendent der Stadt war, welcher im selben Jahr entlassen wurde. Ihm konnte allerdings nichts nachgewiesen werden.
An zweiter Stelle der Verdächtigen steht der Schütze Rudolph der Herren von Bredow zu Markee. Er wollte das Bredowsche Gut anzünden. Der Verdacht gegen ihn wurde von seiner Frau bestärkt, denn sie erzählte von Drohbriefen an die Bredows und den bestehenden Brandplänen. Die Bredows bestätigten den Briefwechsel mit den Schützen Rudolph und sorgten dafür, dass die bevorstehende Freilassung nach acht Tagen Haft durch den Kurfürsten nicht vollzogen wurde. Dies geschah indem sie einen Brief an den Kurfürsten schrieben und ihre Sorge erklärten, dass Rudolphs Freilassung die Bürger von Nauen schwer treffen könnte und die Bauarbeiten behinderte. Stattdessen sollte Rudolph nach Spandau zum Scharfrichter überführt werden. Rudolph kam schließlich auch nach Spandau, aber wurde dort nur für 12 Jahre aus den Havelland verbannt.

Der Wiederaufbau nach dem Nauener Stadtbrand

ging nur langsam voran, denn es fehlte an Geld und Material. Das Problem versuchte der Bürgermeister Johann Michael von der Linde zu lösen und schrieb eine Petition an den Kurfürsten Friedrich III., der für sechs ein halb Jahre Steuern und Abgaben für Nauen erlies. Außerdem ersuchte er mit seinem Stellvertreter, die nahestehenden Dörfer um Hilfe. Zum Stadtaufbau erhielten sie dadurch 2,7 Hektoliter Bier, 5,3 Hektoliter Mehl und große Mengen an Malz und Roggen. Der Großteil der Arbeit war am 02. Januar 1702 beendet, aber es folgten noch mehrere Jahre voller Ausbesserungen. Die Sanierungen der fertiggestellten Häuser begannen bereits um 1800 und stehen seitdem als Zeugen der damaligen schweren Zeit.