1695 wurde das 1302 errichte Rathaus, Bergstraße Ecke Marktstraße, durch den letzten Großbrand der Stadt Nauen vernichtet. In diesem alten Rathaus (1302 – 1695) wohnten 2! Bürgermeister. Ihre Funktion war, dass einer der Bürgermeister regierte und der andere die Büroarbeit erledigte. Beide wechselten sich jährlich ab.
Das Haus hatte zudem auch mehrere Funktionen. Es bestand aus einem Keller, Erdgeschoss und Obergeschoss. Im Keller befanden sich ein Bierraum, Gefängnisräume, Arbeitsraum für den Gerichtsdiener und ein Lagerraum. Die Räume bestanden aus je ein mal ein Meter. Das Erdgeschoss diente als Lagerraum, denn die Steuern wurden nicht nur durch Geld abgegeben, sondern auch in Form von Holz und Getreide. Im Obergeschoss befand sich die Wohnung der Bürgermeisters, die gleichzeitig das Amtszimmer und der Sammlungsraum für die 12 Abgeordneten war. Bei Bauarbeiten 2001 wurde das Fundament des alten Rathauses freigelegt, wodurch seine dortige Existenz bestätigt wurde.
Nauen bekommt einen Rathaus – Neubau
Der Grundstein für das neue Rathaus Nauen wurde im Oktober 1888 gelegt wurde bereits am 19. Januar 1891 eingeweiht, es wurde in städtebaulich beherrschender Lage errichtet und ist ein dem bürgerlichen Repräsentationsbedürfnis jener Zeit entsprechendes Bauwerk. Der Bau wurde nötig nachdem das alte Rathaus aus dem Jahre 1769 in der Marktstraße, am Fuße der Bergstraße, zu klein und baufällig wurde, begann man 1885 mit den Planungen für ein neues größeres Rathaus. Der Siegerentwurf wurde von 1888 bis 1891 realisiert, steht heute noch und bis 1920 befand sich auch dort noch die Wohnung des Bürgermeisters! Das Bild rechts zeigt einen anderen Architektenentwurf, der sich aber wahrscheinlich aus Kostengründen am Ende nicht durchsetzen konnte.
Vielfach erwähnt wird zum Thema Rathaus Nauen der Sturz der Turmspitze, der auch hier nicht unerwähnt bleiben soll. Die Turmspitze stürzte am 27. Februar 1911 wegen eines starken Sturmes um und blieb im Dach stecken. Allerdings gab es zum Glück keine Verletzten und der Schaden wurde schnell wieder behoben. Das Gebäude behielt trotz des Unfalls bis heute sein Aussehen und unterzieht sich nur gelegentlich Pflegearbeiten. Das Rathaus Nauen steht heute unter Denkmalschutz.
Die historische Gestaltung des gebauten Rathauses entstammt den Architekten Schulz & Hartung und lehnt sich an Elemente der norddeutschen Backsteingotik an und kann hinsichtlich der Formgebung wie bezüglich der handwerklichen Ausführung als gelungen gelten. Unter der nordwestlichen Ecke des Stadtverordnetensitzungssaales wurde u.a. ein Adressbuch der Stadt miteingemauert Bemerkenswert ist die architektonische Lösung vor allem durch die Art und Weise der Verbindung zweier Straßenzüge, der Hamburger und der Brandenburger Straße, sowie durch die Orientierung der Gebäudefront auf die Achse des westlichen Teils der Berliner Straße.
Rathaus Nauen in bester Lage
Der Platz ist ohnehin ungewöhnlich, denn neben den genannten Straßen treffen hier auch noch die Ketziner und die Goethestraße aufeinander, dadurch entsteht eine sternförmige Straßenkreuzung, zu der noch zwei weitere gelungene Eckbebauungen gehören, nämlich jene zwischen Goethestraße und Hamburger Straße, das Kreishaus und auf der anderen Seite zwischen Goethestraße und Berliner Straße. Nach Süden ist dieser Platz durch den Rathausplatz offener und wird auf der einen Seite durch das heutige Familien- und Generationszentrum mit erhalten gebliebenen Fassadenelementen aus der Bauzeit, auf der anderen durch das etwas zurückgesetzte „Theater der Freundschaft“ abgeschlossen. Bezieht man die Gaststätte „Volksgarten“ mit dem ihr vorgelagerten Biergarten, die nahegelegenen Bushaltestellen und nicht zuletzt das zweistöckige, unmittelbar an das Rathaus angrenzende Fachwerkgebäude in die Betrachtung ein, darf man durchaus sagen, dass Nauen hier ein städtisches Forum besitzt, in dem sich politische, verwaltungstechnische, kulturelle und gastronomische Funktionen vereinen, dass aber auch verkehrstechnisch optimal erschlossen und angebunden ist. Der kulturelle Aspekt wird noch an Bedeutung gewinnen, wenn das genannte „Theater der Freundschaft“ nach einer Restaurierung einen kulturellen Nutzen findet.
Das schon erwähnte Kreishaus, Sitz des Landkreis Havelland, besteht aus dem älteren, 1887 eingeweihten Teil im Westen des Gebäudekomplexes an der Hamburger Straße und dem Kreishausneu- bzw. umbau von 1925. Was letzteren betrifft, ist die gefundene Lösung architektonisch sicher nicht gerade glücklich. Das Einbringen von unzulänglich umgesetzten Renaissanceelementen in die Fassaden- und speziell die Giebelgestaltung war am Ort weder motiviert, noch vermag es zu überzeugen, was im übrigem auch für den funktionellen Aspekt des Gebäudeinnern gilt. Das Kreishaus war nach der Befreiung vom Faschismus Sitz der sowjetischen Kommandantur, woran eine Gedenktafel neben dem Haupteingang in der Goethestraße erinnert.