Am 8. August 1809, am 39. Geburtstage des Königs Friedrich Wilhelm III, wurde in Nauen die Städteordnung unter dem Bürgermeister Felsch und dem Beisitzer Treue eingeführt. Es fand im März zuvor die Stadtverordnetenwahl in Nauen statt. Nauen war von jeher in vier Bezirke eingeteilt und hatte sechs Ratsherren, diese Zahl wurde auf 24 erhöht.

Der Erste Bezirk hieß Neustädter- Viertel, Haus Nr. 1 – 96; er hatte 86 Eigentumsbürger, 10 Mietsbürger und 4 Altsitzer, nicht stimmfähig waren 4 Personen und 19 Personen, die noch keinen Bürgereid geleistet hatten.

Der Zweite Bezirk hieß Königsviertel, weil von 1736 – 1740 das Regiment Friedrich des Großen hier gestanden hat, Haus Nr. 97 – 192, er hatte 75 Eigentumsbürger, 12 Mietsbürger, 9 Altsitzer, nicht stimmfähig 1 Person und 24 Personen ohne Leistung des Bürgereides.

Der Dritte Bezirk hieß das Dammviertel, Haus 193 bis 286, er hatte 70 Eigentumsbürger, 8 Mietsbürger und 10 Altsitzer, 20 Personen ohne Bürgereidsleistung, sie waren nicht stimmfähig.

Der Vierte Bezirk war des Marktviertel, Haus 287 – 382, er hatte 75 Eigentumsbürger, 9 Mietsbürger, 9 Altsitzer, nicht stimmfähig waren 1 Person und 21 Personen ohne Bürgereidsleistung. Ferner waren nicht stimmfähig: 8 Soldaten, die hier ein Haus hatten, Personen mit Armenunterstützung und Diener einer Behörde, Personen, die zu jung waren.

Nauen hatte übrigens 1697 317 Häuser und 1809 382 Häuser innerhalb der Stadtmauer. Am 7. Februar 1809 erhielt der Magistrat die Anweisung, bis 1. April die Wahl zu vollziehen. Als Richtschnur sollte die Städteordnung vom 19. November 1808 dienen. Diese Ordnung hat mehr als 190 Paragraphen gehabt, wovon der Magistrat nur 20 anführte. Die praktische Einführung der Städteordnung machte viele Schwierigkeiten. Es fehlten die geschulten Leute, und es mangelte an Ordnungsbüchern. Nur durch Schreiben und Bekanntmachungen im Amtsblatt wurden die Begriffe klargelegt. Die Nauener Feldmark hatte 93 Liegenschaften, zu denen 37 Besitzer gehörten. Diese Besitzer durften, falls sie den Bürgereid leisteten, mitwählen. Herr v. Bredow in Markau sollte mit der Leistung des Bürgereides vorangehen, was er auch versprach.

Es bildete sich eine provisorische, vorbereitende Kommission, bestehend aus:
6 Stadtverordneten, 4 Viertelskommissaren, Deputierten der Wröhe, Deputierten der Koppelkommune, Altmeister der Innungen und Bürger. Am 23. März 18o9 sollte die Wahl stattfinden, Am 22. März wurde die Einquartierung des 12. französischen Chasseur-Regiments angesagt und darum die Wahl auf den 27. März verlegt. Nachdem der Gottesdienst beendet war, wählte der erste Bezirk um l0 Uhr, der zweite Bezirk um 11:3o Uhr, der dritte Bezirk um 13:30 Uhr, der Vierte Bezirk um 16:00 Uhr. In jedem Bezirk waren 12 Bürger als Kandidaten aufgestellt.

Die Bürger beteiligten sich an der Wahl wie 3 zu 5.
In Nauen waren damals: 101 Ackersleute, 11 Leineweber, 1 Friseur, 1 Knopfmacher, 1 Handschuhmacher, 1 Tuchmacher, 1 Pantoffelmacher, 1 Kupferstecher, 1 Buchbinder. Aus dem Gesellenstande waren nur Maurer- und Zimmergesellen Hausbesitzer.

Die ersten Stadtverordneten waren im Ersten Bezirk Hutmacher Christian Friedrich Hampel, Bäckermeister Samuel Friedrich Marzahn, Ackerbürger Daniel Leberecht Otto, Ackersmann Christian Friedrich Neye, Maurermeister Carl Friedrich Grell und Brauer Gottlieb Liere, im Zweiten Bezirk Kaufmann Friedrich Treue, Tischlermeister Johann Friedrich Budde, Ackersmann Friedrich Stolp, Ackersmann Friedrich Buge, Kaufmann Wilhelm Treue und Ackersmann Gottfried Maaß, im Dritten Bezirk Branntweinbrenner Johann Friedrich Kerkow, Zimmermeister Christian Friedrich Kluge, Schornsteinfegermeister Andreas Friedrich Dames, Schmied Johann Friedrich Kühne, Garnweber Christian Friedrich Salzmann und Ackersmann Johann Friedrich Neye, im Vierten Bezirk Ackersmann Christien Liere, Ackersmann Daniel Thöns, Bäckermeister Andreas Friedrich Naetebus, Bäckermeister Daniel Friedrich Maaß, Kaufmann Johann Christian Wilhelm Müller und Schlossermeister Johann Friedrich Kunst.
Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung F. Treue, Protokollführer der Stadtverordnetenversammlung Daniel Thöns, Viertels-Kommissarius vom Ersten Bezirk Carl Neubert, Viertels- Kommissarius vom Zweiten Bezirk Schuhmacher Weber, Viertels- Kommissarius vom Dritten Bezirk Tischlermeister Buricke, Viertels- Kommissarius vom Vierten Bezirk Lietzmann. Vertreter: Friedrich Kerkow, Leberecht Otto, Ludwig Schulze, Schneidermeister Scholz, Handschuhmacher Seidel, Borchard.

Fourage-Kommission: Grell, Maaß, Neye, Buge.
Einquartierunq: Hampel, Marzahn, Budde, Salzmann, Neye, Kunst, Naetebus. Am 29. März werden alle gewählten Männer zum Rathause geladen, woselbst diese die Designation (Bestätigung) in einem verschlossenen Couvert überreicht bekamen. An demselben Tage überwies der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung als Invertar:
1 Federmesser, 1 Lineal und 1 Panierschere.

(Abschrift aus der Havelländischen Rundschau“)