5. Teil aus der Reihe „Die Eisenbahn in und um Nauen

Wie im Kapitel 3.1. bereits erwähnt bestand 1898 der Plan, die Strecke der Osthavelländischen Kreisbahnen von Ketzin über Paretz, Falkenrehde, Satzkorn und Bornim bis nach Wildpark an die Berlin-Magdeburger Bahn zu verlängern. Dieser Entwurf wurde jedoch von der Kleinbahn-Aufsichtsbehörde abgelehnt. Die Gespräche darüber führten jedoch erfreulicherweise zu einem anderen Ergebnis – der Staatsbahnstrecke Nauen – Wildpark, die am 01.09.1902 eröffnet wurde. Diese führte über die Stationen Bredow, Wustermark (Anschluß an die Lehrter Bahn), Priort, Satzkorn, Marquardt, Bornim-Grube und Golm bis nach Wildpark (heute Potsdam Park Sanssouci) mit Anschluss an die Magdeburger Bahn. Im Volksmund wurde sie lange Zeit auch Rutschbahn genannt. Diese Bezeichnung kam daher, weil es bei den Bauarbeiten zwischen Nauen und Bredow nach einem Gewitterregen zu einem großen Dammrutsch kam.

Karte Umgehungsbahn Giese 1912
Karte Umgehungsbahn Giese 1912

Der Abschnitt Nauen – Wildpark war die erste Teilstrecke der geplanten Umgehungsbahn oder Güter-Umgehungsbahn, die zwischen 1902 und 1926 in mehreren Abschnitten entstand und Berlin hauptsächlich vom Güterverkehr entlasten sollte. Ursprünglich war ein kompletter Ring um die Hauptstadt geplant, der aber damals nicht verwirklicht wurde. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser Plan mit dem Bau des Berliner Außenrings verwirklicht.

Ab 01. Oktober 1908 bestand eine durchgehende Verbindung von Jüterbog über Treuenbrietzen – Beelitz – Wildpark – Wustermark bis nach Nauen (ab 1915 weiter über Kremmen bis nach Oranienburg). Allerdings wurde während des Zweiten Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren der Zuglauf in Nauen, Wildpark und Seddin/Beelitz unterbrochen, d.h. man musste dort umsteigen.

Bahnhof Bredow 1939
Bahnhof Bredow 1939

Mitte der 1950er Jahre ging der Streckenabschnitt Elstal – Golm im neuen Berliner Außenring auf und Wustermark wurde durch eine Verbindungskurve ebenfalls mit der neuen Berliner Umfahrungsstrecke verbunden. Nach Mauerbau und der Schließung der Hamburger Bahn nach einem Grenzdurchbruch im Dezember 1961 nutzten auch die Züge Berlin–Hamburg den Abschnitt zwischen Wustermark und Nauen über die sogenannte Bredower Kurve. Für den Güterverkehr blieb die Strecke als Ergänzungsstrecke, vor allem zum nahegelegenen Rangierbahnhof Seddin, wichtig. Am 27.05.1995 wurde der Reiseverkehr auf der Strecke Wustermark – Bredow – Nauen eingestellt, nachdem mit der wiedereröffneten Stammstrecke Berlin – Hamburg wieder eine direkte Verbindung zur Verfügung stand. Mit der offiziellen Stilllegung am 30. April 1996 begann der Abbau der Schienen auf der Bredower Kurve, was sogar in einem Kriminalfilm festgehalten wurde, denn der Bahnhof Bredow diente noch als Kulisse für „Dettmanns weite Welt“ aus der Serie Polizeiruf 110. Otto Sander und Ben Becker sind als Streckenarbeiter mit dem Abbau „ihrer“ Strecke, an der sie jahrelang gearbeitet hatten, beschäftigt.

Autor: Uwe Ulrich

Hier zum 6. Teil – Nauen – Oranienburg – nördliche Umgehungsbahn

Hier zum 1. Teil – Die Eisenbahn in und um Nauen

Hier zum 2. Teil – Der Ursprungs-Bahnhof

Hier zum 3. Teil – Die Kleinbahnen

Hier zum 4. Teil – Von Nauen nach Velten mit der Töpferbahn

Fortsetzung folgt am 27.12.2020